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Porträt von Christof Drexel

Emissionshandel: Funktioniert überraschend gut

Kolumne von christof drexel, 23.06.2023

Emissionshandel – das klingt doch eigentlich ein bisschen verwerflich. Die Emissionen sollten gestoppt werden, nicht gehandelt. Das europäische Emissionshandelssystem, mit dem auch der Schweizer Emissionshandel verknüpft ist, entwickelt sich aber immer mehr zu einem System, das die Emissionen real schrumpfen lässt. Und zwar marktwirtschaftlich basiert.

Emissionshandel hat sich etabliert

Im Jahr 2005 gestartet und seither immer wieder modifiziert, stellt der Emissionshandel heute ein etabliertes und augenscheinlich wirksames Instrument dar. Umfasst sind derzeit die Sektoren Energieversorgung und (Grundstoff-)Industrie sowie die Luftfahrt. Für diese Bereiche gibt es ein Emissionsbudget („Verschmutzungsrechte“), das jährlich reduziert wird – 2013 waren es noch rund 2 Mrd. Tonnen CO2, in diesem Jahr sind es noch ca. 1,5 Mrd.

Wie funktioniert der Emissionshandel?

Knapp die Hälfte der Emissionsrechte wird derzeit gratis zugeteilt, der Rest wird auf dem freien Markt versteigert. Der einfache Mechanismus: Ist die Nachfrage nach Zertifikaten grösser als das Angebot, steigt der Preis.

Auf diese Art und Weise wurde etwa der Kohleanteil der europäischen Stromproduktion in den letzten zehn Jahren halbiert [Quelle]: Weil Kohlestrom mit Abstand am meisten CO2 verursacht, wird der Preis zu hoch – dank der „Merit Order“ werden Kohlekraftwerke abgeschaltet und stattdessen Gaskraftwerke oder natürlich Solarenergie, Wasser- und Windkraftanlagen betrieben.

Wie teuer sind Zertifikate und wie kommt der Preis zustande?

Der Durchschnittspreis der Zertifikate im Emissionshandel lag im Jahr 2022 bei 81 Euro (~CHF) pro Tonne CO2 [Quelle]; in diesem Frühjahr wurde erstmals die 100-Euro-Marke geknackt [Quelle]. Nun wird das System seitens der EU aber nochmal verschärft und erweitert [Quelle].

Zum einen werden die vergebenen Emissionsrechte noch schneller verknappt: Während das Budget in den vergangenen Jahren um jeweils 2,2% reduziert wurde, sollen bis 2030 jährlich 4,3 bis 4,4% eingespart werden. Die Gesamtreduktion gegenüber 2005 wird bis 2030 somit 62% betragen (vor den Beschlüssen Ende letzten Jahres lag dieser Wert bei 43%).

Zum anderen wird die Menge an Gratiszuteilungen reduziert, zwar langsam, aber bis auf Null im Jahr 2034. Beides treibt den Preis tendenziell in die Höhe (Vgl. powernewz-Fachartikel «Wo liegt der richtige CO2-Preis?»), sodass „schmutzige“ Technologien immer teurer werden, Investitionen in erneuerbare Energien und Effizienz immer attraktiver – und vor allem planbar.

Und wo fliessen die Gelder hin?

Das Ganze muss übrigens nicht auf Kosten der Bürger*innen erfolgen: Die eingenommenen Mittel fliessen den jeweiligen Bundeshaushalten zu und können von den einzelnen Staaten etwa für die Förderung entsprechender Investitionen verwendet werden.

Ausblick: Emissionshandel auch für Gebäude und Mobilität

Ab 2027 wird auch für die anderen beiden wesentlichen Sektoren – Gebäude und Mobilität – ein Emissionshandelssystem eingeführt. Viele Details hierzu sind noch offen. Der Erfolg des bereits etablierten Konzepts lässt aber hoffen, dass damit ein weiterer wesentlicher Baustein zur Verfügung steht, der die Transformation in eine klimaneutrale Gesellschaft gelingen lässt.

powernewz ist das Onlinemagazin von ewz, dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. Wir berichten über Themen rund um die Energiewende und zeigen gerne unsere ewz-Projekte oder unser Engagement für den Ausbau der erneuerbaren Energien.

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