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Strompreis Schweiz:
So setzt er sich zusammen

Spätestens mit dem Beginn der Energiekrise sind die Strompreise bei Konsument*innen in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Wir zeigen, wie sich der Strompreis in der Schweiz zusammensetzt, von welchen Faktoren der Stromtarif abhängt und warum sich der Preis pro Kilowattstunde (kWh) von Gemeinde zu Gemeinde stark unterscheiden kann.

In der Schweiz ist die Stromversorgung gesetzlich stark reguliert. So werden Privatpersonen, Haushalte und KMU, die pro Jahr unter 100’000 Kilowattstunden (kWh) Strom verbrauchen, vom lokalen Grundversorger mit Strom bedient.

Das heisst, sie können sich den Energieanbieter nicht aussuchen. Betriebe mit einem Stromverbrauch über 100’000 kWh hingegen können ihren Stromlieferanten frei wählen, sofern sie dies möchten.

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Strompreis kann stark variieren – ein Beispiel

Zudem ist die Zusammensetzung des Strompreises gesetzlich geregelt, die Höhe der einzelnen Komponenten hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Nun kann es aber sein, dass sich die Strompreise von Gemeinde zu Gemeinde stark unterscheiden. Auch die Haushaltsgrösse spielt eine Rolle. So kostete beispielsweise ein kWh Strom für eine 4-Zimmer-Wohnung mit Elektroherd und 2500 kWh Jahresverbrauch in der Stadt Zürich 2024 24,7 Rp. während sie in Ingenbohl (SZ) 37,5 Rp. kostet. Für das Jahr 2025 bleibt der Strom in der Stadt Zürich mit 1 Prozent Senkung weiterhin stabil, in Ingenbohl sink der Tarif nach vorangegangenem starkem Anstieg nun um rund 21 Prozent. -Wie kann das sein, fragen sich viele Verbraucher*innen.

Gut zu wissen: Die Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom bietet eine übersichtliche Karte mit den Strompreisen für jede Schweizer Gemeinde und verschiedene Haushaltsgrössen. Ab Mitte September sind jeweils die Tarife für das Folgejahr der einzelnen Gemeinden und Verteilnetzbetreiber abruf- und vergleichbar.

Hier geht’s übrigens zum Stromkostenrechner für die Stadt Zürich und den kürzesten Weg, Naturstrom zu bestellen.

Die 4 Komponenten des Strompreises einfach erklärt

Die Verbraucher*innen zahlen nicht nur den Strom, sondern beteiligen sich über die Stromkosten unter anderem auch an der Infrastruktur, welche für die Stromversorgung nötig ist.

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1. Energietarif

Der Energietarif ist der Preis für den Strom, den der jeweilige Grundversorger an ihre Kund*innen liefert.

Die Variablen: Dieser Preis hängt davon ab, ob der Versorger den Strom mit eigenen Produktionsanlagen herstellt, ob dieser Strom aus erneuerbaren Energien oder noch aus Kernenergie gewonnen wird oder ob der Anbieter den Strom auf dem freien Markt einkauft. Dazu gleich mehr.

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2. Netznutzungstarif

Der Netznutzungstarif deckt die Kosten für die Nutzung des Übertragungs- und Verteilnetzes.

Die Variablen: Der Tarif für die Netznutzung setzt sich aus dem Bau, Betrieb und Unterhalt des Stromnetzes zusammen. Hier spielen beispielsweise Topografie und Fläche eine Rolle: «ewz hat alleine in der der Stadt Zürich 14 Unterwerke, 800 Trafostationen und 1500 Verteilkabinen, die allesamt unterirdisch verbunden sind», sagt Thöme Jeiziner von ewz. «Andere Versorger, die grossflächige Bergkantone versorgen, haben vielleicht eine andere Kostenstruktur als wir.»

Hinzu kommen die Kosten für Dienstleistungen, welche die Netzstabilität garantieren – also den ständigen Ausgleich zwischen Verbrauch und Produktion.

«Die Swissgrid AG, die für die nationalen Übertragungsnetze zuständig ist, muss bei Bedarf sehr schnell mehr Strom ins Netz bringen. Dazu muss sie vereinfacht gesagt rasch Kraftwerke hochfahren können, um Strom ins Netz zu bringen», erklärt Jeiziner.

Dafür müssen die Kraftwerkseigner entsprechend entschädigt werden. «Diese Aufgabe wird durch die vermehrte dezentrale Stromproduktion, etwa durch Solarenergie, immer aufwändiger, und weil oft auch Marktpreise bezahlt werden, entsprechend teurer.»

Aufgrund der Energiekrise verrechnete Swissgrid 2024 erstmals zusätzlich zur Netznutzung eine «Stromreserve». Sie deckt die Kosten für Notfallmassnahmen, welche der Bund für die Versorgungssicherheit im Winter getroffen hat. Musste Swissgrid 2024 noch 1,20 Rp./kWh für den Bund einziehen, sind es 2025 nur noch 0,23 Rp./kWh. Zu diesem Rückgang führen vornehmlich die deutlich tieferen erwarteten Kosten für die Wasserkraftreserve.

3. Abgabe Kantone und Gemeinden

Bei diesem Anteil an den Stromkosten handelt es sich meist um Konzessionen oder lokalpolitische Energieabgaben, welche die Stromversorger und damit letztlich die Kund*innen zu entrichten haben. Sie können bis zu 7,5 Rp./Kilowattstunde betragen. Im Landesdurchschnitt liegen sie aber tiefer, nämlich bei rund 1 Rp./kWh.

In der Stadt Zürich sind dies 2,55 Rp./kWh z. B. für Förderbeiträge oder die Energieberatung im Rahmen der klima- und energiepolitischen Ziele sowie den Bau, die Instandhaltung und den Betrieb der öffentlichen Beleuchtung und der öffentlichen Uhren. In anderen Gemeinden werden diese Kosten vom Energieversorger der Gemeinde weiter verrechnet und über die Steuern an die Einwohner*innen abgewälzt.

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4. Netzzuschlag

Als vierte Komponente vervollständigt der Netzzuschlag den Strompreis. Jährlich legt der Bundesrat die Höhe der Abgabe zur Förderung erneuerbarer Energie sowie zum Schutz der Gewässer und Fische fest. Dieser Betrag ist schweizweit einheitlich.

Deshalb unterscheiden sich die Stromtarife der Grundversorger

Über 600 Grundversorger beliefern Privathaushalte und Firmen mit Strom.

Die Grundversorger legen ihre Preise jeweils bis Ende August für das kommende Jahr fest und müssen diese von der ElCom überprüfen lassen. Denn die Festlegung der Tarife erfolgt nach gesetzlichen Vorgaben.

Doch der Stromtarif eines Versorgers hängt wesentlich von seiner Strombeschaffungsstrategie ab. Ein Stromversorger hat vier Möglichkeiten, Strom zu beschaffen. Viele Stromlieferanten nutzen jeweils mehrere Möglichkeiten.

Ein Stromversorger kann die Energie …

  • in eigenen Produktionsanlagen selber produzieren, beispielsweise mit Schweizer Wasserkraft,
  • von anderen Stromproduzenten kaufen,
  • am Grosshandelsmarkt kaufen,
  • von privaten PV-Anlagen beziehen und in der Grundversorgung absetzen. [hier können Sie Solarstrom als Mieter*in oder Immobilienbesitzer*in in der Stadt Zürich bestellen]

Kauft er den Strom am Markt ein, spielt es eine Rolle, wie er die benötigte Energie besorgt. Also etwa wie gross die Tranchen sind und ob er den Strom kurz- oder langfristig kauft.

Die Preise für eingekauften Strom können stark schwanken und sich deutlich von den Preisen aus Eigenproduktion unterscheiden. Die Stromproduktion mit eigenen Anlagen führt zu eher stabilen und kalkulierbaren Preisen. Jedoch unterscheiden sich die Kosten für den Strom je nach Produktionstechnologie, also etwa Wasserkraft, Kernkraft, Wind– oder Solarenergie.

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Der Preiseffekt der Energiekrise

Vor der Energiekrise bis Ende 2021 war der Strom von Anbieter*innen, die ihn ganz oder grossteils am Markt einkaufen, günstiger als Strom aus Eigenproduktion.

Mit der Energiekrise und den explodierenden Preisen für Energie hat sich die Situation am Markt und damit auch für die Konsument*innen ins Gegenteil verkehrt. Die allgemein knappe Verfügbarkeit von Energie – auch von Gas und Kernkraft – führte zu steigenden Tarifen an den europäischen Grosshandelsplätzen.

In dieser Situation haben Grundversorger mit einer hohen Eigenproduktion den Vorteil, dass sie weniger bis kaum vom Markt abhängig sind. Ihre Stromkosten weisen deshalb keine oder nur minime Anstiege auf. Entsprechend stiegen auch die Stromtarife für die Haushalte und weitere Kund*innen nur minim. Mittlerweile hat sich die Situation der Stromhandelspreise deutlich entspannt.

Film ab: So entsteht der Strompreis

Strompreise_Powernewz_Wasserkraft_Solar
Strompreise_Powernewz_Windenergie

Wann wird Strom aus erneuerbaren Energien günstiger?

Bis anhin ist der Strom aus erneuerbaren Energien für die Endkund*innen teurer als Strom aus Gas, Kohle oder Kernkraft. Ob und wann Strom aus erneuerbarer Energie wie Sonne und Wind günstiger wird als solcher aus fossilen Quellen, ist sehr schwer vorhersagbar.

Jeiziner nennt einige Einflussfaktoren: «Die Preisentwicklung hängt unter anderem von der Geschwindigkeit des Zubaus der Erneuerbaren ab. Wie sich die Preise für Solarmodule oder den Bau von Windkraftwerken entwickeln. Auch wann und ob die Schweiz und die EU das nötige Stromabkommen unterzeichnen oder wie sich die Technologie der Kernkraft weiterentwickeln wird, beeinflusst den Strompreis und damit auch die Preise für erneuerbare Energie.»

In der Medienmitteilung vom 20.08.2024 erfahren Sie alles über die ewz-Tarife 2025. So viel sei bereits verraten: Dank eigener Kraftwerke bleibt ewz auch 2025 der günstigste Stromanbieter im Kanton Zürich in 7 von 8 Tarifkategorien.

ewz macht Zürich zur Solarstadt. Werden auch Sie ein Teil davon! Als Mieter*in einfach an einer ewz-Solaranlage beteiligen. Als Immobilienbesitzer*in ungenutzte Dachfläche zur Verfügung stellen. Die Sonne macht den Rest.

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Kommentare

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Bisherige Kommentare (2)
Jürg Jehle sagt:

Wie viele GWh Strom hat die Schweiz 2021 bzw 2022 verbraucht?
Wieviel GWh hat sie selber produziert und wieviel GWh musste sie im Ausland dazukaufen?
Zu welchen Preisen?

powernewz-Team sagt:

Guten Tag Herr Jehle. Für unser ewz-Versorgungsgebiet erfahren Sie die sog. Stromkennzeichnung hier: https://www.ewz.ch/de/services/ewz-dokumentencenter.html Sie zeigt den im Vorjahr an unsere Kund*innen abgegebenen Lieferantenstrommix in Zürich und Graubünden. Die anderen gewünschten Zahlen dürfen Sie gerne beim Bund, dem Verband VSE oder z.B. auch statista nachschauen/nachfragen. Freundliche Grüsse, ewz