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Portrait Christof Drexel

Gebäudesanierung: Effizienz vor Erneuerbaren!

Kolumne von christof drexel, 07.01.2020

Um das vom Bundesrat formulierte Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 zu erreichen, müssen auch die Emissionen aus der Beheizung von Gebäuden drastisch reduziert werden, möglichst um 95 Prozent. Mit Effizienzförderung und erneuerbaren Energien stehen zwei probate Strategien zur Verfügung: Die Energieverbräuche von energieeffizienten Neubauten und thermisch sanierten Gebäuden liegen 70 bis 80 Prozent unterhalb des durchschnittlichen Bestandsgebäudes. Und mit Hilfe der Erneuerbaren (wie Naturstrom für elektrisch betriebene Wärmepumpen, Fernwärme aus Kehrrichtverbrennung, industrieller Abwärme, Biomasse…) können die Treibhausgasemissionen um über 90 Prozent reduziert werden.

Die beiden Strategien unterscheiden sich aber: Während die Effizienz sozusagen eine unerschöpfliche Quelle ist, stehen erneuerbare Energien – in der Praxis – nur in beschränktem Ausmass zur Verfügung (siehe letzte Kolumne ‚Endlich erneuerbar.‘). Die Biomassenutzung muss mit nachhaltiger Forstwirtschaft einhergehen, und für die Wärmepumpen wird elektrische Energie vorwiegend aus Wind- und Solarenergie sowie Wasserkraft benötigt. Sonnen- und Wasserkraft liefern den Grossteil der Energie aber im Sommerhalbjahr, wenn nicht geheizt wird. Und die Windenergie fristet in der Schweiz noch ein Schattendasein (siehe Kolumne ‚Frischer Wind?‘).

Auch noch so ambitionierte Ausbaupfade stellen also nur ein limitiertes Ausmass an Erneuerbaren zur Verfügung. Ein Ersatz der fossilen Energieträger ist erforderlich, darf aber nicht auf Teufel komm raus erfolgen: Die Energiemengen, die vom unsanierten Gebäudebestand verschlungen werden, können nicht durch die Erneuerbaren bereitgestellt werden.

Der Einsatz erneuerbarer Heizenergie ist deshalb keine Alternative zur thermischen Sanierung, sondern eine Folge davon. Je höher der Verbrauch von Bestandsgebäuden, umso mehr gilt: zuerst thermisch sanieren, dann Erneuerbare einsetzen. Lenkungsmassnahmen sollten in diese Richtung zielen: Heiztechnik auf Basis erneuerbarer Energien ist zu fördern, allerdings in Abhängigkeit der Energiekennzahl eines Gebäudes – je niedriger die Kennzahl, umso höher die Förderung.

So sehr politische Massnahmen zum Ausstieg aus den fossilen Energien zu begrüssen sind: Nur wenn auch die Effizienzpotenziale weitgehend ausgeschöpft werden, kann der vollständige Umbau zu einer erneuerbaren Energieversorgung gelingen.

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Kommentare

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Bisherige Kommentare (3)
Tschanz sagt:

was nützten die neuen Fenster wenn der Mieter es offen lässt?
In einer so genannten freien Gesellschaft ist das nichts mit Energiewende.

B sagt:

Klar, der Mieter ist immer schuld. Kurzzeitiges Durchlüften der Räume ist sogar notwendig und es würde andernfalls der Substanz ein Schaden entstehen. Die richtige Handhabung ist entscheidend!

Wolfgang Feist sagt:

Die Erfahrungen in gut gebauten Neubauten (Passivhaus) und in guten Sanierungen (EnerPHit) widerlegen solche Bedenken – die Durchschnitts-Verbrauchswerte stimmen, mindestens 50% unter den alten Werten, regelmäßig sogar 80%, die übliche Nutzerstreuung. Gibt es auch Ausreißer? Aber sicher doch, die ändern aber die Statistik kaum – das kann ganz entspannt gesehen werden (ein Fall unter 40? – 2,5% aufgesattelt? Come on, es gibt auch Raser auf der Autobahn.
Übrigens: Danke, Christof, für die klaren Aussagen.
Erneuerbare heißen so, weil sie sich Jahr für Jahr aus dem kostenlosen Energiestrom der Sonne erneuern – das ist prima, und deshalb sind sie der einzige Weg für eine dauerhafte Lösung.
«Erneuerbar» heißt aber nicht ‚unbegrenzt‘. Die Energieströme, in die wir uns mit vertretbarem Aufwand (auch ökologisch und ökonomisch) einklinken können, haben Grenzen. ‚Bewegliche‘ Grenzen, übrigens: PV kann effizienter werden (bei gleicher Fläche) – und der Energiestrom kann effizienter genutzt werden und wir wissen sogar, wie. Ich sehe das als Chance. Lasst uns diese wahrnehmen!