Magazin Rubriken E-Mobilität Schweiz
Ein E-Lastwagen fährt auf einer Autobahn.

E-Lastwagen auf der Überholspur

Kolumne von christof drexel, 18.01.2023

Bei Personenwagen und leichten Nutzfahrzeugen bestehen kaum noch Zweifel, dass sich die Elektromobilität rasch durchsetzen wird. Bei den schweren Brummis sieht die Sache noch etwas anders aus: Zum einen ist/war noch nicht klar, ob die elektrisch angetriebenen Lastwagen überhaupt jemals die gestellten Anforderungen abdecken können. Der alternative Lkw mit Brennstoffzellenantrieb (bei dem der getankte Wasserstoff in elektrische Energie umgewandelt wird) tut sich mit grossen Reichweiten tendenziell leichter, zuletzt mehren sich aber die Anzeichen, dass sich die E-Lkw weitestgehend behaupten können.

Wie effizient ist ein E-Lastwagen?

Der grosse Vorteil liegt wieder eindeutig in der Effizienz: Stromtransport, -speicherung und Elektromotor sind so effizient, dass ein Gesamtwirkungsgrad von rund 77% erreicht wird [Quelle]; beim Brennstoffzellenfahrzeug muss die elektrische Energie zuerst in Wasserstoff umgewandelt werden, der dann komprimiert und bei sehr hohem Druck gespeichert wird, um dann wieder in elektrische Energie umgewandelt zu werden, womit der Elektromotor betrieben wird – Gesamtwirkungsgrad 27%. Es wird also rund dreimal so viel (erneuerbare) Energie benötigt.

Wie hoch ist die Reichweite eines E-Lastwagens? Kostet ein E-Truck weniger?

Gelingt es also, die geforderten Reichweiten (ggf. mit vertretbaren Ladepausen) zu erreichen, spricht alles für Elektrolastwagen – sofern der Betrieb auch wirtschaftlich abbildbar ist. Und dieser verbessert sich stetig: Die (noch) sehr hohen Mehrkosten bei der Anschaffung relativieren sich, wenn man die massiv reduzierten laufenden Kosten berücksichtigt.

In der Schweiz entfällt insbesondere die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe zur Gänze, das kann je nach Fahrleistung und Autobahnanteil gut und gerne CHF 20’000, 30’000 oder sogar 50’000 pro Jahr ausmachen. Aufwendungen für Reparatur und Wartung sind ebenfalls geringer.

Eine Autobahn aus der Luftansicht.

Energiekosten eines E-Lkw

Von grosser Bedeutung sind aber auch die Energiekosten: Fährt ein 40-Tonner 80’000 Kilometer im Jahr, fallen für Diesel (bei CHF 2 pro Liter) knapp CHF 60’000 an. Lädt man hingegen elektrischen Strom zu 30 Rappen die Kilowattstunde, kommt man fast mit der Hälfte aus! Mit diesen Einsparungen können auch Mehrinvestitionen von CHF 300’000 locker finanziert werden.

powernewz in Ihrer Mailbox

Welche Modelle gibt es bei den E-Lastwagen?

Was tut sich nun aber auf diesem Markt? DAF, MAN, Mercedes-Benz, Renault, Volvo, Scania – alle grossen Lkw-Hersteller bieten bereits mehr oder weniger attraktive Modelle an, welche die komplexen Anforderungen erfüllen. 2023 werden zudem einige neue Modelle auf den Markt kommen, die mit grösseren Batteriekapazitäten (500, 700 kWh) und höheren Ladeleistungen (350 kW) punkten.

Gibt es Ladestationen für E-Trucks?

Auch das Megawatt-Laden (MCS, Megawatt Charging Solution) wird schon angekündigt, die Einführung in der Praxis steht aber noch aus. In diesem Zusammenhang spielen auch Schweizer Hersteller eine grosse Rolle: Neben eForce kommt mit dem Designwerk ein Pionier aus der Schweiz, der im November 2022 mit der ersten 1000-kWh-Batterie Schlagzeilen machte und derzeit eine eigene Mega-Ladestation in Winterthur errichtet [Quelle].

Wie schnell werden sich E-Lastwagen durchsetzen?

Letztlich darf man einen nie vergessen, wenn es um E-Mobilität geht: Elon Musk hat den Produktionsstart für seinen Tesla Semi Truck schon vor drei Jahren geplant, musste ihn aber immer wieder verschieben. Im Dezember letzten Jahres war es aber soweit – die ersten Serien-Exemplare wurden ausgeliefert [Quelle]. Wie schnell die Produktion hochgefahren werden kann und wann die ersten Semis in Europa zu sehen sind, steht aber noch in den Sternen.

Fazit: Sofern die individuellen Anforderungen in Bezug auf Reichweite, Nutzlast und Ladegeschwindigkeit abgedeckt werden, lohnt sich die Anschaffung eines E-Trucks meist schon heute. Und wie es aussieht, werden immer mehr der Anwendungsfälle abgedeckt – die Überholspur ist somit nur noch eine Frage der Zeit.

Artikel teilen

weitere Artikel

Frau Schindler steht in einem Gang. Sie spricht über nachhaltiges Sanieren in der Stadt Zürich
Ökologisch und sozial sinnvoll sanieren
2000-Watt-Gesellschaft
Green Buildings und der Smart City gehören die Zukunft
2000-Watt-Gesellschaft
Energieberater Andreas Poletti vor seinem Smart Home
Smart Home maximal: der Energieberater und sein Zuhause
Energie sparen
Biogasnutzung: Speis und Tank im Wettbewerb
Kolumne
Alternativen zu Elektro­mobilität?
E-Mobilität Schweiz
Typischer Arbeitsweg: 7 Kilometer
Kolumne
Gebäude von Greencity
Leben mit 2000 Watt: mit Herz und Seele für Greencity
2000-Watt-Gesellschaft
Auf dem Weg zu Netto Null 2040
Auf dem Weg zu Netto Null 2040
Energieeffizienz
Kommentare

1500 Zeichen übrig

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht publiziert.