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Portrait Christof Drexel

Direkte vs. indirekte CO2-Emissionen – am Beispiel Mobilität

Kolumne von christof drexel, 18.02.2022

Eine Erklärung am Beispiel Benziner, Diesel, Elektroauto

Emissionen? Das ist das, was aus Kamin und Auspuff kommt, oder? Schon, aber nicht nur: Bis Öl und Gas im Heizkeller, bis Benzin und Diesel bei der Tankstelle sind, ist eine Reihe von Produktions- und Transportschritten erforderlich.

Alle verursachen sie zusätzliche Emissionen, in vielfältiger Form. Man spricht von indirekten Emissionen (im Gegensatz zu den direkten Emissionen, die aus dem Kamin oder Auspuff austreten) oder auch Vorketten- bzw. vorgelagerte Emissionen.

Treibhausgas Methan 25-mal wirksamer als CO2

Beim Erdgas spielt beispielsweise die Leckage in Pipelines eine grosse Rolle: Die Treibhauswirkung des entweichenden Methans ist rund 25-mal stärker als bei CO2 – wenn auf dem Weg vom Erdgasfeld bis zum Brenner nur 1% verloren geht, ist damit schon eine indirekte Emission von 25% verbunden.

Am Beispiel der Treibstoffe für unsere Mobilität lässt sich die Vorkette besonders gut verfolgen, siehe auch Grafik unten:

Emissionen für die Herstellung von Diesel und Benzin

Vom Erdölfeld bis zur Tankstelle ist es ein weiter Weg: Das Rohöl wird mit (schwerölbetriebenen) Tankern und über Pipelines zur Raffinerie transportiert. In der Raffinerie erfolgt die energieintensive Veredelung (unter anderem mit Hilfe von Wasserstoff, wiederum aus Erdgas gewonnen); danach muss erneut transportiert werden – mit dem Tankwagen zur Tankstelle.

Öltanker, Pipelines, Raffinerien, Tankwagen und Tankstellen mussten zunächst auch errichtet bzw. hergestellt werden, darüber hinaus benötigen sie – neben den eigentlichen Prozessen – auch Energie für den Betrieb der Gebäude. Damit wurde aber noch kein einziger Kilometer zurückgelegt.

Vorgelagerte Emissionen gibt es schon weit vor dem ersten Kilometer

Demgegenüber wird bei der Elektromobilität gerne kritisiert, dass ja nur der Betrieb von E-Autos emissionsfrei sei, der Strom aber ebenso emissionsbehaftet produziert werden muss wie die Batterie und das Fahrzeug an sich.

Diese indirekten Emissionen dürfen tatsächlich nicht unterschätzt werden. Der massive Ausbau der erneuerbaren Energien ist sowohl für niedrige Emissionen bei der elektrischen Energie als auch bei der Batterieproduktion für ein Elektroauto von grosser Bedeutung.

Und der Vergleich herkömmliches Fahrzeug vs. Elektroauto?

Wenn für einen (sparsamen) Benziner eine CO2-Emission von beispielsweise 120 Gramm pro Kilometer angegeben wird, handelt es sich dabei um die direkten Emissionen eines PKW. Die indirekte Emission des Autos schlägt bei Benzin mit über 20 Prozent zu Buche – ca. 25 Gramm/km (eine gute Datenquelle stellt die «GEMIS»-Datenbank dar).

Zum Vergleich: Legt man die CO2-Emission für die Batterieproduktion eines Elektroautos auf die Lebensdauer um, muss man dafür eine Grössenordnung von 30 Gramm/km veranschlagen. Wobei die Batterieproduktion ständig energieeffizienter und «erneuerbarer» wird – im Gegensatz zur fossilen Vorkette.

Christian Bauer vom Paul Scherrer Institut in Villigen hat die Daten im Detail erhoben und für das Jahr 2018 die nachfolgenden Ergebnisse ermittelt:

Grafik zeigt direkte und indirekte Emissionen von Benzin-, Diesel- und Elektroautos

Die vom PSI ermittelten Zahlen im Detail:

THG-Emission durch Personenkraftwagen in Gramm_CO2e/km

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