Magazin Rubriken Renaturierung
Illustrative Karte von Zürich mit Biber, Fledermäusen und Hermelin – Beispiele für Tiere in der Stadt Zürich und ihre Biodiversität.

Stadtrundgang der anderen Art – Tiere in der Stadt Zürich

Fledermäuse, Biber, Grosse Wiesel und Zauneidechsen finden dank Projekten, die durch den naturemade star-Fonds von ewz unterstützt werden, neue Lebensräume mitten in der Stadt. Ein tierisch spannender Rundgang.
renaturierung von gillian Schafroth, 28.11.2025

Begleiten Sie uns auf einen besonderen Stadtrundgang: Statt Sehenswürdigkeiten stehen tierische Stadtbewohner*innen im Mittelpunkt. Entlang der Limmat und der Sihl begegnen wir verschiedenen Tierarten, die unsere Biodiversität bereichern und deren Lebensräume dank des naturemade star-Fonds von ewz gezielt gestärkt werden.

Was ist der naturemade star-Fonds von ewz?

Bevor wir losspazieren, werfen wir zuerst einen Blick auf den naturemade star-Fonds: Denn er ist es, der Projekte wie die in der Stadt Zürich überhaupt ermöglicht. Das Gütesiegel «naturemade star» steht für umweltfreundlich produzierte Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wasser, Sonne, Wind und Biomasse. Dabei geht es nicht nur um nachhaltige Stromerzeugung, sondern auch um den Schutz und die Förderung natürlicher Lebensräume sowie Biodiversität.

Denn pro verkaufte Kilowattstunde Naturstrom an ewz-Kund*innen fliesst ein fixer Beitrag in den «naturemade star-Fonds». Jährlich kommen so rund vier Millionen Franken zusammen – Geld, das gezielt in ökologische Aufwertungsmassnahmen investiert wird.

Planen Sie eine Revitalisierung oder eine andere ökologische Aufwertung? Unser naturemade star-Fonds unterstützt Projekte, die Gewässer oder andere seltene Lebensräume aufwerten. Hier gehts zum Beitragsgesuch.

Wir wünschen einen schönen Spaziergang…

Minimalistische Zürich-Karte mit einer fliegenden Fledermaus als Symbol für Tiere in der Stadt Zürich und ihre Biodiversität.

Fledermäuse am Wasser – neue Verstecke für nächtliche Jäger

Wir starten unseren Rundgang an der Limmat. Dort, auf dem Mitteldamm des Kraftwerks Letten, sind fünf verschiedene Fledermausarten bei der nächtlichen Insektenjagd zu beobachten. Sie jagen über dem Wasser, wo viele ihrer Beutetiere als Larven heranwachsen. Am Tag ziehen sich die Tiere in Baumhöhlen, Gebäudespalten oder Nischen von Brücken und Stützmauern zurück.

Im städtischen Gebiet sind sichere Nist- und Schlafplätze jedoch rar. Mit Unterstützung des naturemade star-Fonds von ewz hat die Stiftung Fledermausschutz Fledermauskästen an Bäumen und Gebäuden, wie der Badeanlage Oberer Letten, angebracht.

So wurden wieder mehr Rückzugsorte für verschiedene Fledermausarten, wie den Grossen Abendsegler, die Zwergfledermaus und die Wasserfledermaus, geschaffen. Die Nist- und Schlafplätze benötigen regelmässige Pflege. Ausserdem wird der Erfolg der Massnahmen über mehrere Jahre kontrolliert, zuletzt im Herbst 2024.

Dabei wurden Spuren von Fledermauskot entdeckt – ein Hinweis darauf, dass einige Kästen bereits als Tagesschlafplätze angenommen wurden. Ein Biodiversitätsprojekt für mehr nächtliche Vielfalt in der Stadt.

Steckbrief

Zielart
Diverse Fledermausarten

Ziel der Aufwertung
Mehr Nist- und Schlafplätze als Rückzugsorte

Ort
Wasserkraftwerk Letten

Beitrag vom naturemade star-Fonds
CHF 20’400

Fliegende Mückenfledermaus im nächtlichen Himmel – ein wichtiges Insektivor unter den Tieren in der Stadt Zürich und bedeutend für die urbane Biodiversität.
Die Mückenfledermaus, eine Zwillingsart der Zwergfledermaus, ist ebenfalls an der Limmat und in der Stadt verbreitet und kann deshalb auch von den Fledermauskästen profitieren. (Foto: Marko Koenig /SWILD)

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Zürich-Karte mit einem Hermelin und markierten Punkten, die Vorkommen von Tieren in der Stadt Zürich und urbane Biodiversität zeigen.

Lebensräume für Wiesel und Zauneidechse

Die nächsten tierischen Bewohner*innen erwarten uns weiter östlich. Dort unterstützt ewz den Naturschutzverein Zürich Kreise 7 und 8 bei der gezielten Aufwertung von Lebensräumen für das Grosse Wiesel und die Zauneidechse.

Die Gründe: Wiesel finden in der zersiedelten Landschaft kaum mehr sichere Rückzugsorte und geeignete Lebensräume. Dabei könnten sie mit ihrem hohen Nahrungsbedarf, zum Beispiel an Schermäusen, zur natürlichen Schädlingsregulierung beitragen.

Das Projekt schafft neue Lebensräume für mehr Biodiversität, wie Ast- und Sandhaufen, Hecken, aber auch Altgrasstreifen, also ungemähte Rasenflächen, die verschiedenen Arten als Rückzugsort dienen.

Diese Aufwertungsmassnahmen bieten nicht nur dem Wiesel Schutz und Raum zur Jungenaufzucht, sondern dienen auch Zauneidechsen als Sonnen- und Eiablageplatz, Winterquartier und Jagdrevier.

Wildtierkameras überwachen einige der neu geschaffenen Strukturen. Bislang liess sich zwar noch kein Wiesel vor der Linse blicken, dafür aber anderer tierischer Besuch, wie etwa von Rehen oder Igeln. Wiesel konnten jedoch bereits indirekt nachgewiesen werden: In sogenannten Spurentunnels, also kleinen, mit Farben ausgelegten Tunnels, hinterliessen sie charakteristische Pfotenspuren.

Durch Schulungen und Infoveranstaltungen für Freiwillige und Schulklassen mit dem Naturschutzverein sowie Vereinbarungen mit Bewirtschafter*innen wird das Projekt langfristig verankert. So entstehen in Zürich neue Lebensräume, die Mensch und Natur zugutekommen.

Steckbrief

Zielart
Das Grosse Wiesel, die Zauneidechse

Ziel der Aufwertung
Neue Lebensräume, Schutzräume, Platz für Jungenaufzucht, Sonnenplätze, Winterquartiere, Jagdreviere

Ort
Kreise 7 und 8

Beitrag vom naturemade star-Fonds
CHF 50’000

Hermelin im Winterfell steht aufmerksam im Gras – ein selten beobachtetes Tier in der Stadt Zürich, das zum Erhalt der Biodiversität beiträgt.
Das Grosse Wiesel posiert für die Kamera in seinem Winterfell. (Foto: Schlitner Landschaftsplanung GmbH, Symbolbild)
Männliche Zauneidechse mit Stummelschwanz sonnt sich auf Totholz – ein wichtiger Reptilienvertreter unter den Tieren in der Stadt Zürich und ein Indikator für Biodiversität.
Beispielbild einer männlichen Zauneidechse im leuchtend grünen Kleid. Sie ist sehr ortstreu und wird sich deshalb sehr über die neu geschaffenen Kleinstrukturen in den Kreisen 7 und 8 freuen. (Foto: Schlitner Landschaftsplanung GmbH)
Igel bewegt sich durch dichtes Unterholz in Zürich – ein typisches urbanes Wildtier und wichtiger Bestandteil der Biodiversität in der Stadt.
Finde den Igel: Versteckt im Dickicht wurde er von der Wildtierkamera erfasst. (Foto: Schlitner Landschaftsplanung GmbH)
Zwei Rehböcke wandern durch ein Waldstück am Stadtrand von Zürich – ein natürlicher Teil der Tiere in der Stadt Zürich und ihrer Biodiversität.
Auch hier liessen sich zwei Frühsaufsteher auf ihrem neugierigen Streifzug beim Asthaufen ablichten. (Foto: Schlitner Landschaftsplanung GmbH)
Zürich-Karte mit einem stilisierten Biber, der typische Lebensräume von Tieren in der Stadt Zürich und ihre Biodiversität darstellt.

Freie Bahn für den Biber

Der Biber ist in Zürich angekommen – entlang der Limmat und im Schanzengraben hat er sich bereits angesiedelt. Seine Wanderung entlang der innerstädtischen Sihl wurde aber durch ein Hindernis stark erschwert: Eine rund fünf Meter hohe Schwelle beim Sihlhölzli war für das Tier bisher nicht überwindbar. Eine Umgehung wäre gefährlich, denn Biber auf Abwegen geraten schnell in den Strassenverkehr, eine der häufigsten Todesursachen.

Abhilfe schaffte ein von Pro Natura Thurgau initiiertes Bauwerk: Entlang der Ufermauer wurde eine sogenannte «Biberrampe» gebaut und ermöglicht dem Biber einen sicheren Aufstieg. Die Konstruktion erfüllt mehrere wichtige Anforderungen:

  • Sie beeinträchtigt den Hochwasserschutz nicht,
  • schont die denkmalgeschützten Ufermauern und die Platanenallee,
  • kann bei Bedarf einfach rückgebaut werden
  • und ist im Unterhalt gesichert.

So wird aus einem städtischen Engpass ein tierfreundlicher Übergang.

Steckbrief

Zielart
Biber

Ziel der Aufwertung
Sicherer Aufstieg des Bibers über die Sohlschwelle in der Sihl

Ort
Sihlhölzli

Beitrag vom naturemade star-Fonds
CHF 28’000

Biberfreundliche Rampe an einem Wasserbauwerk in Zürich, die wandernden Tieren in der Stadt Zürich hilft und die Biodiversität fördert.
Diese Sohlschwelle beim Sihlhölzli machte dem Biber das Leben schwer. Die Biberrampe schafft Abhilfe. (Foto: Philip Taxböck/Pro Natura Thurgau)
Junger Biber frisst an einem Ast am Ufer – ein Beispiel für Tiere in der Stadt Zürich und deren Bedeutung für die urbane Biodiversität.
(Bild vom Biber rechts): Ein wandernder Jungbiber im thurgauischen Bischofszell. Auch in Zürich sollen seine Artgenossen dank der neuen Rampe freie Bahn haben. (Foto: Philip Taxböck/Pro Natura Thurgau)
Minimalistische Zürich-Karte mit einer fliegenden Fledermaus als Symbol für Tiere in der Stadt Zürich und ihre Biodiversität.

Studie zum Lebensraum der Wasserfledermaus

Wir spazieren zurück an die Limmat. Diese ist ein wichtiger Lebensraum für geschützte Fledermausarten – allen voran die Wasserfledermaus. Doch in der Stadt finden sie immer weniger geeignete Unterschlüpfe. Auch die zunehmende Beleuchtung in ihren Jagdgebieten stört sie und gefährdet ihr Überleben.

Eine vom naturemade star-Fonds unterstützte Studie von SWILD hat die nächtlichen Jagdgebiete der Wasserfledermäuse in Zürich genauer unter die Lupe genommen. Die Forschenden untersuchten, wie stark künstliches Licht die Tiere beeinflusst, und testeten in einzelnen Revieren verschiedene Lichtstärken und -farben.

Zum Einsatz kamen dabei Batlogger – hochsensible Aufnahmegeräte, die die Ultraschallrufe von Fledermäusen hörbar machen und ihre Aktivität dokumentieren.

Das übergeordnete Ziel der Studie bestand darin, das Verhalten der Wasserfledermäuse besser zu verstehen und Empfehlungen zur langfristigen Sicherung sowie zur ökologischen Aufwertung ihrer Lebensräume in Zürich zu erarbeiten – für mehr Artenvielfalt am und über dem Wasser.

Steckbrief

Zielart
Wasserfledermäuse

Ziel der Studie
Untersuchung der Jagdgebiete und Erarbeitung von Vorschlägen für eine bessere Lebensqualität der Wasserfledermäuse in der Stadt

Ort
Limmat und Schanzengraben

Beitrag vom naturemade star-Fonds
CHF 25’500

Gruppe von Wasserfledermäusen, eng beieinander ruhend – ein verborgenes Beispiel für Tiere in der Stadt Zürich und ihre Rolle in der Biodiversität.
Wasserfledermäuse hier zusammengekuschelt unter der Rathausbrücke. (Foto: Julia Schmid/SWILD)

…Und was sind Ihre Beobachtungen?

Hat Ihnen unser gedanklicher Stadtrundgang «Tiere in der Stadt Zürich» gefallen? Wir freuen uns über Kommentare, welche speziellen Stadtbewohner Sie vielleicht schon gesichtet haben und wo Sie Biodiversität erleben.

Fakten zum naturemade star-Fonds von ewz

Jährlich kommen dank Naturstromkundinnen und -kunden von ewz rund CHF 4 Mio. für ökologische Verbesserungsmassnahmen zusammen. Insgesamt unterstützte der Fonds von ewz bisher Projekte und Massnahmen mit über CHF 28 Mio.

Das Label «naturemade star» steht für besonders umweltschonend produzierte Energie, die zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Zu diesen gehören Wasser, Wind, Sonne und Biomasse. Von grosser Bedeutung ist der Schutz und die Aufwertung der Umgebung von Wasserkraftwerken und das Erhalten und Fördern von Biodiversität. Verliehen wird das Label vom Verein für umweltgerechte Energie VUE, unterstützt wird es unter anderem vom schweizerischen Konsumentenforum, vom WWF und von Pronatura.

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