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­Ausbau Solarenergie – Herausforderungen und Chancen

Der Ausbau der Solarenergie schreitet in der Schweiz mit voller Kraft voran. Auch ewz prüft derzeit alle möglichen Flächen auf die Eignung für PV-Anlagen. Die Herausforderungen sind riesig. Doch wie sehr bremsen Fachkräftemangel und Lieferschwierigkeiten?

«Das Ziel ist ambitioniert», gibt Björn Slawik von ewz unumwunden zu und nennt eine Zahl: rund 33 Terawattstunden (TWh). So viel Strom soll bis 2050 in der Schweiz allein mit Sonnenkraft produziert werden. Dies entspricht mehr als der Hälfte des aktuellen schweizerischen Stromverbrauchs von 57 TWh. Ein enormer Ausbau an Solarenergie.

Als das Bundesamt für Energie (BFE) diese Zahl vorlegte, dürften einige Stromdienstleister leer geschluckt haben – darunter die Verantwortlichen von ewz. «Derzeit produziert die Schweiz etwa drei Terawattstunden Solarstrom pro Jahr, rund ein Zehntel des angestrebten Werts», sagt Slawik, Leiter der Produktentwicklung bei ewz. Um das Ziel 2050 erreichen zu können, muss das Voltmeter beim Ausbau der PV-Anlagen kräftig hochgedreht werden.

Bei ewz herrscht seitdem positive Höchstspannung, was den Solarausbau betrifft. «Wir prüfen zurzeit jede Fläche von mindestens 500 Quadratmetern. Die Fläche sollte eine Leistung von mindestens 70 Kilowatt Solarstrom bringen», sagt Slawik. Von Mehrfamilienhäusern und Industriegebäuden über Staumauern und Freiflächen in den hochalpinen Regionen bis hin zu Überdachungen von Kläranlagen oder anderen Infrastrukturanlagen – überall prüft ewz die Möglichkeiten zum Ausbau der Solarenergie.

«Wir prüfen zurzeit jede Fläche von mindestens 500 Quadratmetern.»
Stadtspital Triemli mit Solaranlage auf dem Dach.
Das Triemlispital mit seiner neuen Solaranlage
Das Dach dieses Gebäudes besteht komplett aus Solarpanels.
Das Dach des Schulhauses Grünau ist mit einer Solaranlage ausgestattet.

Mehr Geld für Strom von der Sonne

Nicht nur die Grösse der PV-Anlage spielt dabei eine Rolle. Geprüft wird auch, ob bereits eine Netzinfrastruktur in der Nähe des Ausbaustandorts besteht oder zusätzliche Anschlüsse für den Strom gebaut werden müssen. «Wir klären auch ab, ob eine Gemeinde bereit ist, Flächen für Photovoltaik-Anlagen zur Verfügung zu stellen», sagt Slawik.

Einheitlich wird dies nämlich nicht gehandhabt. Der Schweizer Fachverband für Solarenergie Swissolar spricht von einem Flickenteppich. Der Verband fordert deshalb einheitliche Rahmenbedingungen bei der Behandlung von Baubewilligungen durch die Gemeinden. Auch verlangt er eine Untergrenze von mindestens 8 Rappen pro Kilowatt als Vergütung für den ins Netz gespiesenen Solarstrom.

Solaranlage auf dem Dach der Swisslife Arena.
Die Swisslife Arena von oben fotografiert.

Die Einspeisevergütung hat ewz bereits angehoben. Seit Februar 2023 bezahlt ewz für jede Kilowattstunde zurückgelieferten Sonnenstrom 13 Rappen: 8 Rappen für den Strom, 5 Rappen für den Herkunftsnachweis. Das macht den Solarausbau auch für Eigenheimbesitzer*innen attraktiv.

Fokus auf maximaler Ausnutzung der Flächen

«Bei ewz sind wir im Bereich der Wohnimmobilien bereits sehr aktiv», sagt Slawik. Einerseits bietet ewz die volle Unterstützung für alle interessierten Eigenheimbesitzer*innen, die dies wünschen. Andererseits ist ewz selber aktiv auf der Suche im Bereich der Industrie- und Wohnimmobilien mit grossen Flächen. Hier könnten ganze Immobilienportfolios analysiert und die attraktivsten Standorte aufgezeigt werden.

Dazu zählen Mehrfamilienhäuser, Genossenschaftssiedlungen oder grosse Dach- und Freiflächen, die sich für PV-Anlagen eignen. Slawik nennt als Beispiel grosse Produktionsbetriebe. Der Fokus liegt meist nicht auf der Einspeisung, sondern beim Eigenverbrauch, sodass der Sonnenstrom vor allem direkt vor Ort genutzt wird. ewz strebt jeweils die Nutzung der maximalen Fläche für die PV-Produktion an.

«Bei ewz sind wir im Bereich der Wohnimmobilien bereits sehr aktiv.»
Luftaufnahme des Greencity mit Umgebung.
Dach im Greencity mit Solaranlage.
Ein ewz Mitarbeiter montiert ein Solarpanel auf dem Dach.

Um den Eigenverbrauch geht es auch beim Solarsplit, wie der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) in Zürich heisst. Solarstromproduzent*innen und Verbraucher*innen schliessen sich dabei zusammen und regeln die Produktion und den Eigenverbrauch untereinander. Damit lässt sich auch eine Überschussproduktion besser abfangen. Der Überschuss wird ins Netz gespiesen (siehe Factsheet).

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Solarstromproduktion zur Einspeisung ins Netz

Neben den Flächen zum Eigenverbrauch sucht ewz aber auch möglichst grosse Freiflächen und Dachflächen für Solaranlagen, die der Stromproduktion zur Einspeisung ins Netz dienen. Neben grossen Dächern stehen hierbei Flächen im hochalpinen Raum sowie auf Infrastrukturbauten im Fokus – Photovoltaik von Parkplatzüberdachungen ist beispielsweise denkbar.

Tipp: Mehr zu hochalpinen Solaranlagen und unserer Reportage über Solarenergie von Staumauern.

Beim Bau dieser PV-Anlagen können sich je nach Standort auch ewz-Kund*innen beteiligen und sich quadratmeterweise an Solarmodulen beteiligen. Der mit diesen Solarpanels erzeugte Strom wird anschliessend der Stromrechnung gutgeschrieben. Diese Art von «Bürgerbeteiligung» ist enorm beliebt – die neu ausgeschriebenen Flächen sind jeweils in Windeseile ausverkauft.

Neue Fördergelder für den Ausbau der Solarenergie in Zürich

Angetrieben werden soll der Ausbau in Zürich zudem durch erweiterte Fördergelder der Stadt. Neu werden Beiträge nicht nur für die Installation der PV-Anlage gesprochen. Auch die statische Verstärkung der Dächer, die Asbestsanierungen sowie die Erweiterung der Hausanschlüsse kommen in Betracht. Besonders die Dachsanierungen dürften den Ausbau antreiben. Bei über der Hälfte der Dächer, die über 40 Jahre alt sind, besteht ein Sanierungsbedarf, damit sie die Solarmodule tragen können.

Tipp: Fakten und Unterstützung für eine energetische Sanierung sowie FAQ zum Solarausbau.

Die Rückseite der Staumauer Lago di Lei mit Solarpanels.
ewz Mitarbeiter montieren ein Solarpanel an der Staumauer Lago di Lei.

Kluger Solarausbau: Wachstumsvoraussetzungen schaffen

«Um den Ausbau zu stemmen, müssen wir das Wachstum klug gestalten», sagt Slawik. So würden parallel zum Photovoltaikausbau IT-Instrumente und Abwicklungsprozesse auf eine Weise entwickelt, dass die Skalierung effektiv gestaltet werden kann. Das schnelle Wachstum verlange nach Anpassungen von Strukturen, Prozessen und Organisation.

Noch wirken aber zwei Bremsklötze: der Fachkräftemangel und Lieferkettenprobleme. Langfristig macht sich Slawik jedoch keine Sorgen. ewz investiere zum Beispiel stark in den Personalaufbau (siehe offene Stellen). «Wir sprechen zudem von einem Zeitrahmen von rund 25 Jahren für den Solarausbau», sagt er. In drei bis vier Jahren würden die Lieferschwierigkeiten und der Fachkräftemangel behoben sein, ist er überzeugt – sofern sich in der Schweiz und international die Lage so weiterentwickle wie zurzeit.

Fazit: Beim Ausbau der Solarenergie von ewz lautet das Motto «Mit voller Kraft voran!» Während bis 2022 von ewz und ihrem Tochterunternehmen SunTechnics Fabrisolar AG Photovolatikanlagen mit einer Leistung von rund 50 Megawatt (MW) realisiert wurden, soll bis 2030 eine Leistung von 350 MW Strom installiert sein. Bis 2050 will ewz PV-Anlagen mit einer Leistung von 1000 MW Sonnenstrom realisiert haben. Dies entspricht etwa der Leistung eines Atomkraftwerks und der Stromproduktion von rund einer Terawattstunde.

«Photovoltaik wird neben der Wasserkraft und Windenergie die dritte Säule der ewz-Produktion sein», schliesst Slawik.

Dieser Artikel erschien ursprünglich im April 2023.

Unterwegs zur Klimaneutralität

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Kommentare

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Bisherige Kommentare (2)
FRITZ HAGEN sagt:

Der Ausbau von Transportleitungen im Hoch und Höchstspannungsbereich hat auch noch seine Tücken, insbesonders da die Solargleichspannung mit Rechteck Wechselrichter abstrahlungsarm, auch für harmonische Frequenzen, auf Sinus Wechselspannung gewandelt werden muss. Was kommt da noch auf uns zu??

powernewz-Team sagt:

Grüezi Herr Hagen. Es ist richtig, dass PV-Anlagen zunächst Gleichstrom produzieren, der zum Transport in Wechselstrom umgewandelt werden muss. Diese Umwandlung findet in den Wechselrichtern der PV-Anlagen statt. Dabei entstehende Oberschwingungen können wirksam an der Quelle reduziert werden. Inwiefern eine starke Zunahme von Wechselrichtern (erzeugungs- und verbrauchsseitig) negative Konsequenzen auf die Netze hat, wurde und wird in zahlreichen Projekten in Zusammenarbeit zwischen Netzbetreibern, Hochschulen und Behörden untersucht (z.B. Projekte «OptiQ» oder «Swinging Grids» des BFE). Bislang sind aus diesen Projekten keine Ergebnisse bekannt, die auf eine nicht beherrschbare Problematik bezüglich der resultierenden Oberschwingungen hindeuten würden. Freundliche Grüsse, ewz