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Moore und Moorlandschaften – alles Wissenswerte im Überblick

Moore und Moorlandschaften sind ökologisch wertvolle Lebensräume für unzählige bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus binden sie mehr CO2 als Wälder. Doch heute sind sie weitgehend aus unserer Landschaft verschwunden.
Die Moorlandschaft im Riediker-Rälliker-Ried am Greifensee.

Das Wichtigste in Kürze

Ein Moor ist ein Lebensraum, in welchem das Wasser in der Erde kaum abfliesst, dessen Boden also permanent nass ist. Der schwammige Boden ist durch den Wasserüberschuss sehr luft- und sauerstoffarm.

Im Moor wird deshalb Pflanzenmaterial nicht komplett abgebaut, sondern lagert sich ab und bildet allmählich Torf.

Moore bedecken gerade mal drei Prozent der Erdoberfläche. Aber sie speichern rund 30 Prozent des in der Erde gebundenen CO2 und sind damit bessere CO2-Speicher als Wälder.

Es gibt grundsätzlich drei Haupttypen von Mooren: Flachmoore, Übergangsmoore und Hochmoore.

Ein Gebiet, das mehrere Moore enthält, dazwischen aber auch Riedwiesen mit trockeneren Böden, wird als Moorlandschaft bezeichnet.

Wie entsteht ein Moor?

Moorgebiete entstanden nach der letzten Eiszeit, als der Grundwasserspiegel durch die Eisschmelze stieg und wieder deutlich mehr Niederschlag fiel. Dadurch wurden viele Täler und Niederungen regelrecht überflutet. Auf den nassen Böden bildeten sich mit der Zeit Biotope mit feuchtigkeitsliebenden Pflanzen. 

Durch den permanenten Wasserüberschuss sind Moorböden sehr sauerstoffarm. Deshalb verrottet abgestorbenes Pflanzenmaterial nicht vollständig, sondern wird als Torf abgelagert. Ein lebendiges, intaktes Moor wächst dadurch pro Jahr rund einen Millimeter in die Höhe.

Welche Arten von Mooren gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man drei Haupttypen von Mooren: das Hochmoor, das Flachmoor und das Übergangsmoor.

Hochmoore, auch Regenmoore genannt, werden nur durch Regenwasser versorgt. Sie sind aufgrund der Torfbildung über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende so sehr in die Höhe gewachsen, dass die oberste Torfschicht keinen Kontakt mehr zum Grundwasser hat. Da Regenwasser wesentlich nährstoffärmer und saurer ist als Grundwasser, weisen Hochmoore auch andere Pflanzenarten auf als beispielsweise Flachmoore.

Flachmoore oder Niedermoore bilden sich beispielsweise bei der Verlandung von Seen oder Teichen. Mit der Zeit bildet sich Torf. Sie speisen sich durch nährstoffreicheres Grundwasser. Da sie einen höheren Nährstoffgehalt als Hochmoore haben, weisen sie eine artenreichere Pflanzen- und Tierwelt auf.

Übergangsmoore oder Zwischenmoore finden sich überall, wo ein Flachmoor allmählich zu einem Hochmoor wächst. Sie werden sowohl von Grund- als auch von Regenwasser gespiesen. Die Vegetation besteht aus Flach- und Hochmoorarten.

Zwei Fahrradfahrer fahren durch die Moorlandschaft im Riediker-Rälliker-Ried am Greifensee.
Flachmoore wie hier im Bild weisen eine grössere Artenvielfalt auf als Hochmoore.

Wo gibt es überall Moore?

Moore gibt es praktisch überall auf der Erde und insbesondere dort, wo ein kaltes oder feuchtes Klima herrscht oder eine Kombination aus beidem. So befindet sich ein Drittel der globalen Moorflächen in Nordamerika, ein weiters Drittel in Russland. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Kontinente. Besonders viele Moorflächen liegen in Kanada, Sibirien, Norwegen und Schweden. Aber auch im übrigen Europa finden sich Moore und Moorlandschaften.

Auf der Südhalbkugel finden sich besonders grosse Moorgebiete in Indonesien, Malaysia, im Kongo- und Amazonasbecken. Hier handelt es sich meist um Moorregenwälder. Denn auf den meterdicken Moorböden können die Bäume gut wachsen. Eine gute Übersicht liefert der Mooratlas 2023 der Heinrich-Böll-Stiftung.

Ausschnitt der Moorlandschaft mit Wiesen, Teichen und Bäumen.
Oft sind Moore durchzogen von Weihern, Tümpeln und Fliessgewässern. Man nennt diese auch Moorgewässer.
Moorlandschaft und Bäume, der Himmel ist wolkig
Moorlandschaften sind typischerweise durchzogen von Gewässern, trockenen Riedwiesen wie auch Flächen mit Büschen und Bäumen.

Warum Moore so wertvoll sind für Mensch und Natur

Moore gehören zu den ökologisch wertvollsten Naturlandschaften, wie unsere Reportage vom Fällander Ried beim Greifensee zeigt.

Allerdings gehören ausgerechnet Moorgebiete zu den gefährdeten Landschaften, da man sie für die landwirtschaftliche Nutzung trockengelegt hat oder den wertvollen Torf abbaut, um ihn beispielsweise in Blumen- oder Gartenerde zu mischen oder als Brennmaterial zu verkaufen.

Eine grosse Wiese mit vielen kleinen Büschen und Pflanzen, die typisch sind für eine Moorlandschaft.
Damit Moore nicht verwalden, werden sie ein- bis zweimal pro Jahr gemäht.

Warum speichern Moore mehr CO2 als Wälder?

Weil das Pflanzenmaterial nicht verrottet, sondern im feuchten Moorboden konserviert wird, kann sich daraus kein CO2 bilden. Moore binden deshalb enorme Mengen Kohlenstoff, sind also sehr effektive CO2-Speicher. So bedecken sie weltweit drei Prozent der Landfläche und speichern gleichzeitig 30 Prozent des in der Erde gebundenen Kohlenstoffs. Das ist rund doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder der Erde zusammen, wie es im Mooratlas 2023 heisst.

Im Gegensatz zum Moorboden, der den Kohlenstoff langfristig bindet, wird der Kohlenstoff, der im Holz gebunden ist, wieder freigesetzt, wenn ein Baum abstirbt oder verbrennt. Dann entsteht aus dem Kohlenstoff (C ) zusammen mit Sauerstoff (O ) wieder CO2.

Auch der Waldboden kann beim Kohlenstoffspeicher nicht mit dem Moorboden mithalten. Zum Vergleich: Im Schweizer Waldboden sind durchschnittlich 143 Tonnen Kohlenstoff pro Hektare gespeichert. In Schweizer Moorböden sind es im Schnitt 1070 Tonnen, wie der Bericht «Boden und Umwelt» des Schweizerischen Nationalfonds zeigt.

Durch Trockenlegung und Torfabbau wird der gebundene Kohlenstoff der Moorböden wieder freigesetzt. Wie beim Holz entsteht dann aus Kohlenstoff und Sauerstoff wieder CO2.

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Tiere und Pflanzen im Moor

Im Moor wachsen Pflanzenarten, die auf nährstoffarmen Boden respektive eben auf jenen Torfboden angewiesen sind, man spricht auch von Moorpflanzen. Grundsätzlich ist die Artenvielfalt in Flachmoor enorm hoch und solche Landschaften sind Lebensraum vieler bedrohter Tiere und Pflanzen. Ein Viertel aller bedrohten Pflanzenarten der Schweiz sind auf Flachmoore angewiesen.

Im Hochmoor gibt viel weniger, dafür hochspezialisierte Pflanzen- und Tierarten. Sehr detailliert, wird die Flora und Fauna in Moorgebieten beispielsweise auf der Seite Biodivers beschrieben.

Moorboden und Hochwasserschutz

Da Moore wie ein Schwamm Wasser aufnehmen können, spielen sie eine wichtige Rolle beim Hochwasserschutz. Denn sie geben überschüssiges Wasser langsamer an die Flüsse und das Grundwassersystem ab. Dabei verbessern sie auch die Qualität des Wassers, da sie es filtern.

Zerstörung der Moore durch den Menschen

Die Zerstörung der Moore ist ein weltweites Phänomen. In der Schweiz und Europa wurden Moore bereits im 18. und 19. Jahrhundert trockengelegt und es wurde Torf abgebaut, um ihn als Brennmaterial zu nutzen. In Nordosteuropa wird heute noch Torf abgebaut um Blumen- und Gartenerde damit anzureichern und sie so fruchtbarer zu machen.

In den vergangenen 20 Jahren hat auch die Entwaldung und Entwässerung von Moorwäldern in den tropischen Regionen zugenommen. Besonders stark schreitet die Zerstörung in Indonesien voran, wo der Moorboden für die Landwirtschaft genutzt wird und beispielsweise Palmöl angebaut wird. Aber auch die grossen Moorregenwäler im Kongobecken und im Amazonas sind zunehmend bedroht.

Eine weitere Bedrohung für Moorlandschaften ist die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung, welche immer öfter zu langen und heftigen Dürren führt und dadurch den Boden austrocknet.

Ein Holzsteg, der von Schilf umgeben ist.
Wasser mit viel Wasserpflanzen und dem sich spiegelnden Turm.
Die Tümpel im Moor dienen Libellen und anderen Insekten als Brutstätte.

Moore in der Schweiz und Moorschutz

In der Schweiz sind in den letzten rund 200 Jahren fast 90 Prozent der Moorflächen verschwunden, wie das BAFU schreibt. In Deutschland sind es gar 95 Prozent.

Heute bedecken die verbliebenen Moorgebiete der Schweiz zwei Prozent der Landesfläche und beheimaten gleichzeitig rund einen Viertel aller in der Schweiz gefährdeten Tier- und Pflanzenarten.

Seit 1987 die eidgenössische Volksinitiative zum Schutz der Moore, die Rothenthurm-Initiative, angenommen wurde, stehen Moore unter dem Schutz der Bundesverfassung. Der Bund hat dazu ein Inventar erlassen für Moore von nationaler Bedeutung.

In zahlreichen dieser geschützten Moore sinkt jedoch die ökologische Qualität nach wie vor. Wird kein aktiver Moorschutz betrieben, trocknen diese Flächen aufgrund unterirdischer Entwässerungsgräben oft aus, woraufhin sie verbuschen und verwalden. Viele dieser Moorflächen haben lediglich den Schutzstatus, so dass sie theoretisch wieder verwässert und renaturiert werden könnten. 

Das Gute: Wo eine Renaturierung und Pflege der Flach- und Hochmoore stattfindet, erholen sich die Biotopflächen wieder, wie ein Bericht der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigt (Der Bericht ist auf wsl.ch nicht mehr online aufrufbar.) Das zeigt sich auch bei der Moorlandschaft auf der Alp Flix im Bündnerland, welche ewz revitalisiert hat.

Das revitalisierte Bachbett mit Bergen im Hintergrund.
Für die Revitalisierung der Moorlandschaft auf der Alp Flix brauchte es viel Geduld und Nerven.
Impressionsbild der Hochmoorlandscahft.

Bedeutende Moorlandschaften in der Schweiz:

Die UNESCO Biosphäre Entlebuch im Kanton Luzern beheimatet mehrere Moorlandschaften von nationaler Bedeutung, darunter die Moorlandschaft Glaubenberg.

Die Moorlandschaft Rothenthurm führte zur berühmten Rothenthurm-Initiative, dank der 1987 Moorlandschaften von nationaler Bedeutung unter Schutz gestellt wurden. Das Moorgebiet ist das grösste zusammenhängende Hochmoor der Schweiz.

Das Hochmoor Chaltenbrunnen im Berner Oberland ist das höchstgelegene Moor Europas.

Häufige Fragen zum Moor

Wie werden Moore noch bezeichnet?

Moore haben zahlreiche Namen. Das hängt von der jeweiligen Sprachregion ab. In Norddeutschland spricht man oft von Bruch, Luch oder Brook. In der Schweiz und Süddeutschland von Ried, Moos oder Filz. Generell werden Moore manchmal auch als Sumpf bezeichnet.  

Wie tief kann ein Moor sein?

Moore weisen eine Torfschicht von mindestens 30 bis 40 Zentimetern Tiefe auf. Hochmoore können über Jahrtausende eine Torfschicht von mehreren Metern Tiefe aufbauen.

Kann man im Moor versinken?

Moore galten lange als gefährlich, weil die Menschen glaubten, man könne im Moor versinken. Tatsächlich kann man im Moor zwar einsinken, aber nicht vollständig untergehen. Der Grund: Der Boden weist eine höhere Dichte auf als die Körpermasse eines Menschen. Deshalb treibt der Körper wie ein Korken im schwammigen Boden des Moors.

Was für Tiere gibt es im Moor?

Im Moor leben insbesondere Amphibien und Reptilien aber auch Libellen, Schmetterlinge und andere Insekten. Viele Brutvogelarten sind auf Moorgebiete angewiesen und unter den Säugetieren besuchen Reh, Fuchs, Biber und viele andere Säuger Moore, um zu jagen, grasen oder trinken.

Wo ist das grösste Moor der Welt?

Das grösste Torfmoor der Welt liegt im Feuchtgebiet Cuvette Central im Kongobecken. Es ist 167‘000 Quadratkilometer gross. Seine Torfschicht ist bis zu 6,5 Meter dick. Schätzungen gehen davon aus, dass in dem Gebiet zwischen 26 und 32 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert sind.

Warum sind Moore bedroht?

Moore sind zum einen bedroht, weil der Mensch sie trockenlegt und unter anderem die Flächen für die Landwirtschaft nutzt. Zum anderen sind Moore zunehmen durch die Klimaerwärmung und damit durch Dürren bedroht.

Warum soll man Moore schützen?

Moore sind wichtige Co2-Speicher und bergen eine enorme Artenvielfalt. Deshalb ist es so wichtig diese Biotope zu schützen.

Was ist der Unterschied zwischen Moor und Sumpf?

Im Gegensatz zu Sümpfen, deren Böden gelegentlich austrocknen können und so Humus bilden, bleiben Moorböden immer feucht.

Ist ein Moor ein Gewässer?

Moore können zwar Gewässer wie Weiher oder Tümpel und Bäche enthalten. Man spricht dann von Moorgewässern. Moore sind aber keine Gewässer, sondern permanent feuchte Böden.

 

Der naturemade star-Fonds von ewz für Renaturierungen

Der naturemade star-Fonds von ewz unterstützt Renaturierungsprojekte unter anderem auch von Mooren, wie das Beispiel im Fällander Ried am Greifensee zeigt. Gemeinden, Stiftungen, aber auch Privatpersonen können beim Fonds einen Antrag stellen, um finanzielle Unterstützung zu erhalten.

Jährlich kommen dank Ökostromkundinnen und -kunden von ewz rund CHF 4 Mio. für ökologische Verbesserungsmassnahmen zusammen. Insgesamt unterstützte der Fonds von ewz bisher Projekte und Massnahmen mit über CHF 28 Mio.

Das Label «naturemade star» steht für besonders umweltschonend produzierte Energie, die zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Zu diesen gehören Wasser, Wind, Sonne und Biomasse. Von grosser Bedeutung sind der Schutz und die Aufwertung der Umgebung von Wasserkraftwerken und das Erhalten und Fördern von Biodiversität. Verliehen wird das Label vom Verein für umweltgerechte Energie VUE, unterstützt wird es unter anderem vom Schweizerischen Konsumentenforum, vom WWF und von Pronatura.

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