Magazin Rubriken Nachhaltig leben
Illustration von zwei menschlichen Figuren, wobei über dem Kopf der einen ein Fragezeichen schwebt und über dem der anderen ein Ausrufezeichen.

Die Haustiere und das Klima

Kolumne von christof drexel, 16.6.2020

Kürzlich ging ich am Schild einer Tierarztpraxis vorbei, die sich auf Homöopathie und Psychiatrie (für Tiere) spezialisiert hat. Da dachte ich wieder an die Studien zur Ökobilanz von Haustieren.

Diese Bilanzen zeigen fast ausschliesslich graue Emissionen – also Emissionen, die an anderen Orten zu früherer Zeit entstanden sind. Den meisten Menschen ist es deshalb gar nicht bewusst, dass mit der Haltung von Haustieren überhaupt Emissionen verbunden sind.

Dominant ist meist das Futter, das mehr oder weniger Fleisch enthält – dessen Produktion ist bekanntlich recht CO2-intensiv. Es kommen noch ein paar weitere Posten dazu, wie die Entsorgung des Mülls (Katzenstreu), die Behausung und sonstiges Equipment. Letztlich müssen eben auch Tierarztpraxen errichtet, beheizt und mit elektrischer Energie versorgt werden.

Hat das alles aber überhaupt eine relevante Bedeutung? Betrachtet man die Haustiere der Schweiz, so steuern die Katzen den grössten Teil der Treibhausgas­emissionen bei. Etwa 1,6 Millionen Katzen hinterlassen einen Fussabdruck von jeweils 0,4 bis 1,0 Tonnen CO2pro Jahr, je nach zitierter Studie. Es folgen die Hunde – ca. 500’000 mit jeweils 1 bis 2 Tonnen – und auch Pferde sind noch relevant (knapp 80’000 mit je 3 Tonnen). Die (vegetarischen) Meerschweinchen, Kaninchen, Ziervögel und -fische sind hingegen zu vernachlässigen [vgl. mit meinem Buch Warum Meerschweinchen das Klima retten]. Die jüngste Studie hierzu stammt übrigens vom Schweizer Forschungsinstitut ESU Services.

Um all diese Zahlen in eine Relation zu bringen: In der Schweiz summieren sich die CO2-Emissionen aller Haustiere auf 0,2 bis 0,3 Tonnen pro Kopf und Jahr. Das sind zwar nur rund zwei Prozent der gesamten verursachten Emission, wir dürfen aber nicht vergessen, dass diese gesamte Emission eine Summe aus sehr vielen kleinen und mittleren Posten ist.
Zum Vergleich: Der Stromkonsum der privaten Haushalte verursacht etwa 0,4 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr, also nicht wesentlich mehr als die Haustiere.

Ohne den Bedarf von Homöopathie und Psychiatrie für Tiere in Abrede stellen zu wollen: Bei der Bewältigung der Klimakrise werden wir uns immer mehr die Frage nach den Prioritäten stellen müssen.

Artikel teilen

weitere Artikel

Energie sparen beim Kochen und Backen. Kochtöpfe stehen auf dem Herd. Im Hintergrund schneidet eine Frau Gemüse

15.01.2024

Energie sparen beim Kochen und Backen 
Tipps
Claudia Pasquero und Marco Poletto vom Ecologic Studio in London

14.06.2019

Es lebe die Algen-Architektur!
Klimawandel Schweiz
Gebäude von Greencity

03.09.2019

Leben mit 2000 Watt: mit Herz und Seele für Greencity
2000-Watt-Gesellschaft
Männliche Hände, die ein Solarpannel halten und darauf eine Schraube fixieren.

22.01.2021

Graue Energie: Erklärung und 4 Tipps zur Reduktion
Tipps
Junge Frau in weissem Pullover schiebt die Vorhänge zur Seite, um das Fenster zu öffnen.

15.01.2024

Anleitung: Richtig lüften im Winter
Tipps
Ein Porträt von Carmen Hijosa

22.08.2019

Leder-Ersatz aus Ananasblättern
2000-Watt-Gesellschaft
Designerin Sabina Brägger sitzt auf einem Stuhl in ihrem Atelier. Hinter ihr ein vollgestopftes Regal sowie eine Zeichnung eines Störfischs.

04.10.2019

Fünf Designer­innen­, die in Kreisläufen denken
2000-Watt-Gesellschaft
Häuser und Kirche des malerischen Örtchens Soglio, das im Bergell liegt.

13.04.2023

Ferien in der Schweiz: 10 Reiseziele für nachhaltige Ferien
Tipps
Kommentare

1500 Zeichen übrig

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht publiziert.

Bisherige Kommentare (2)
Horst sagt:

Soll nun mit solchen Infragestellungen tierliebenden Menschen ein schlechtes Gewissen eingeredet werden? Ist Tierhaltung dasselbe wie fragwürdiger Konsum von Produkten, die man nicht wirklich braucht? Nein!!!

powernewz-Team sagt:

Hallo Horst. Nicht schlechtes Gewissen sondern interessante Fakten sollen hier das Thema sein – und manchmal auch Relationen, die man so vielleicht nicht vermutet hätte. Beste Grüsse, Esther Peter