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Illustration von Personen, die auf Batterien sitzen und mit dem Handy telefonieren

Wenn der Akku leer ist: Battery Sharing von Chimpy rettet dein Date

Tram verpasst und keine Chance, deiner Liebsten die Verspätung mitzuteilen? Dann sofort ab zum nächsten Kiosk oder Automaten und eine Powerbank ausleihen. An über 2’000 Standorten in der Schweiz gibt dir Chimpy dank Battery Sharing und passendem Ladekabel eine neue Chance. Und das noch mit gutem Gewissen. Geladen werden die Dinger ausnahmslos mit Solarstrom. 
SOLARENERGIE VON REMO BORETTI, 03.02.2023

Für fast alle von uns ist das Smartphone aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ab und an passiert’s dann. Meistens im unpassendsten Moment. Eigentlich passt der Moment ja nie. Der Akku des treuen Freundes ist leer. Scheinbar abgeschnitten von der Umwelt macht dem ersten Frust bald die Erkenntnis Platz, dass man es schlicht versäumt hat, den gerade nicht so treuen Begleiter vor dem Weg zur Arbeit, in den Ausgang oder ins Fitnesscenter noch einmal richtig aufzuladen. Für genau diese Situationen weiss die Chimpy AG eine Lösung.

Das Start-up aus Zürich Altstetten verleiht an über 2000 Standorten in der Schweiz – sowie in den grossen Städten der Nachbarländer – Zusatzakkus für Smartphones. Aufgeladen werden sie mit reinem Solarstrom von ewz. Dabei hat sich Chimpy bei den Beteiligungsmodellen Solarzüri und Solaralbigna engagiert und eine grosse Anzahl Quadratmeter der Photovoltaikanlagen gekauft.

Die Idee trifft den Geist der Zeit. Schmunzelnd meint Andreas Brändle, einer der Gründer des Unternehmens, dazu: «Immer wieder bekommen wir Rückmeldungen von Kunden, dass wir ihnen mit unseren Powerbanks quasi das Leben gerettet haben.» 

Vom Wegwerfprinzip zum Battery Sharing

In der Schweiz wurden 2016 rund 4000 Tonnen Batterien verkauft. Gesammelt und rezykliert wurden im gleichen Zeitraum knapp 3000 Tonnen. Die Verkaufs- und Rücklaufquoten von Batterien und Akkus in der Schweiz sind in den vergangenen Jahren recht konstant und zeigen eines auf: Nach wie vor werden sie heute oft als Produkte zur einmaligen Nutzung angesehen. 

Das ist schade, ökologisch unsinnig und muss auch nicht sein. Dieser Meinung waren Andreas Brändle, Mirko Hofmann, Simon Schwarzenbach und Can Olcer, als sie vor fast genau 10 Jahren eines Abends bei einem Bier zusammensassen. Daraus entwickelte sich eine Geschäftsidee. «Batterien sind etwas Wertvolles, und es macht Sinn, dass sie auch optimal ausgelastet und möglichst oft wieder aufgeladen werden. Unser Gedanke damals war es, sie den Leuten dann zur Verfügung zu stellen, wenn sie gerade gebraucht werden. Und wenn nicht, dass dann jemand anders Zugang zu ihnen hat», erinnert sich Brändle. Damit war die Idee des Battery Sharing geboren. 

Dass dieses Angebot auf ein echtes Bedürfnis traf, stellte sich schon bald heraus. «Gerade grössere Unternehmen unterhalten oft Nachhaltigkeitsprogramme und Teams, die sich für ein umweltgerechtes Handeln im Unternehmen einsetzen. Mit unserem Angebot konnten wir ihnen einen messbaren Erfolg bieten.» Kunden wie die Swiss Re oder der Taschenhersteller Freitag machten in der Folge davon Gebrauch. Auch von dritter Seite wurde das Konzept für gut befunden, was dem Start-up in der Folge eine Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Klimastiftung und 2014 den dritten Platz des Klimapreises der Zürich Versicherung einbrachte. 

Powerbanks rücken in den Fokus von Chimpy

Mit der Zeit entstand die Idee, das Geschäftsmodell zu verändern und auf den spezifischen Bereich der Mobiltelefonie abzustimmen. Für die weitere Entwicklung der Chimpy AG war dieser Ansatz richtungsweisend. Fortan spezialisierte man sich auf das Verleihen von Powerbanks für Smartphones. Einfach waren dabei die ersten Schritte nicht. «Viel Überzeugungsarbeit und Durchhaltewillen waren notwendig.

Für viele, gerade jüngere Leute ist das Prinzip des Ausleihens heute gar nicht mehr gängig und musste neu entdeckt werden.» Und gerade hier, bei der jungen, urbanen Generation, liegt heute denn auch das Hauptzielpublikum des Unternehmens.

Durch eine Vereinbarung mit der Kioskbetreiberin Valora im März 2015 konnte ein erster, entscheidender Schritt getan werden. Weitere sollten schon bald folgen. Seit Dezember 2016 sind die Powerbanks mit dem Schimpansen schweizweit in allen Filialen der k-Kioske, von Avec und von Press and Books erhältlich.

Auch in 900 Selecta-Automaten sind sie an den meisten Bahnhöfen und zentralen Orten erhältlich. Darüber hinaus trifft man die Schimpansen auch immer wieder an Events und Festivals an. Und auch in Clubs, Bars und Restaurants stehen Automaten, an denen digital Gestrandete die Chimpys ausleihen können. Immer aufgeladen mit 100% erneuerbarer Energie.

«Die Vielfalt an Orten und Kanälen, wo unsere Powerbanks bezogen werden können, ist sehr wichtig. Dadurch wird für die Benutzer garantiert, dass sie auch immer dann einen Ersatzakku beziehen können, wenn sie gerade einen brauchen.» Chimpy ist heute mittlerweile eine Marke, die man in der Schweiz kennt, und das Geschäft läuft ganz gut. «Heute können wir sagen, dass unsere Powerbanks das erste Ausleihprodukt sind, das im Schweizer Retail-Business wirtschaftlich erfolgreich ist», so Brändle. 

Wie funktioniert’s?

Ein Lithium-Ionen-Akku von Chimpy kann rund 500 Mal ohne Leistungsverlust wieder aufgeladen werden. Ihre Handhabung ist denkbar einfach. In allen Filialen der oben genannten Firmen kann gegen eine Gebühr von 4 Franken bzw. 3 Euro und ein Depot von 15 Franken/Euro eine Powerbank und das passende Ladekabel fürs Smartphone ausgeliehen und retourniert werden.

Die mit 5000 Milliamperestunden aus Solarenergie geladenen Akkus reichen mehr als genug, um dem Smartphone neues Leben einzuhauchen. Und wer den «Chimpy» behalten möchte, lässt einfach das Depot verfallen und lädt ihn zu Hause für den Ernstfall selbst wieder auf. Dann freilich muss man auch daran denken. Andreas Brändle vergisst es oft und leiht sich seine Batterie aus. Ist einfacher. 

Geschlossene Batteriekreisläufe und erneuerbare Energie

Die Chimpy AG besteht heute aus gut 40 Mitarbeitenden. «Unsere ursprüngliche Geschäftsidee war es, wiederaufladbare, handelsübliche Batterien möglichst gleich attraktiv und praktisch wie Wegwerfbatterien zu machen», so Brändle. Anreize in Form von zusätzlichen Dienstleistungen mussten dafür geschaffen werden. «Von Anfang an schwebte uns der Gedanke eines geschlossenen Batteriekreislaufes vor.» So entstand das Konzept, mit Solarstrom aufgeladene Batterien per Velokurier den jeweiligen Unternehmen zu liefern und diese auch wieder abzuholen. 

Den Solarstrom bezieht das Unternehmen vom ewz. Es hat sich bei den Solaranlagen auf dem Dach des Schulhaus Grünau und bei der Staumauer Albigna eine stattliche Anzahl Quadratmeter gesichert.

Seit 2019 expandiert die Chimpy AG in die Nachbarländer. Ein Prozess, der nicht ganz so einfach war, wie man vielleicht denken könnte. Andere Länder, andere Partner*innen, andere Kund*innen. Dennoch konnte Chimpy in Hamburg, Wien, Mailand und Paris sehr engagierte lokale Teams aufbauen, die nun das Wachstum in den jeweiligen Ländern vorantreiben und den Service etablieren sollen. Seit Ende 2022 hat auch Edwin Winkler – nach den Gründern der erste Mitarbeiter bei Chimpy – die Rolle des Geschäftsführer übernommen. Sein Hauptfokus liegt dabei auf eben dieser Etablierung des Powerbank-Sharing-Models in den umliegenden Ländern.

[Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich im Juni 2019]

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